Deutsch, Mathe, Englisch – in der Realschule Gmund gibt es den typischen Lehrplan. Doch dabei will es Direktor Stefan Ambrosi nicht belassen. Er bringt seinen Schülern in einem besonderen Wahlfach Heimatgefühl und bayerische Tradition näher.

Direktor Stefan Ambrosi bietet an der Gmunder Realschule ein besonderes Wahlfach an – es heißt ‘Dahoam’. / Quelle: Realschule Tegernseer Tal
Stefan Ambrosi, Direktor der Realschule Gmund, bietet ein in Bayern außergewöhnliches Wahlfach an – sozusagen ein Grundkurs in bayerischer Kultur. Es nennt sich „Dahoam“. Und wie der Name des besonderen Schulfachs schon verrät, geht es um “echtes Heimatgefühl”.
Das will Ambrosi seinen Schülern näher bringen – ob durch Museumsbesuche, das Lernen von Schafkopfen oder die Kunst, einen gscheiden Schweinsbraten mit perfekt knuspriger Schwarte hinzubekommen. Sein Geheimtipp: die Schwarte vorher mit Salzwasser einstreichen.
Mehr als nur Kitsch
Das Wahlfach ist unter den Schülern der Renner, berichtet die Süddeutsche. Damit das so bleibt, wirbt die Realschule jährlich am Schnuppertag für die Viertklässler dafür. Ein Video vom Bayerisch-Kurs gibt es auch. In dem sitzt der Schüler Kilian in Lederhosn und Bayern-Flagge an einem Schultisch und denkt konzentriert nach. Es ist ein Rätsel, gesucht wird ein Begriff.
Er wird eigentlich nur verwendet, wenn sich zwei Frauen mal wieder verredet haben.
Die Lösung? Ratschkathl – ist doch klar. Und genau darum geht es Ambrosi in seinem Kurs: Den Kindern mit Spaß die bayerische Kultur näherbringen. Gegenüber der Süddeutschen erklärt er, dass es nicht darum gehe, jemanden auszugrenzen. Ganz im Gegenteil, „die krachlederne Bayern-Begeisterung, die erst bei 1,3 Promille im Bierzelt anfängt, die ist mir fremd.“
Nicht Englisch, sondern Bayerisch
Erst kürzlich bastelten die Schüler Übersetzungskarten, Deutsch-Bayerisch. ‚Zefix’ meint demnach einen fluchenden Ausdruck. Und ein ‚Büchsenmacher’ ist ein Vater mehrerer Töchter. In dem Seminar wird das Heimat- und Zugehörigkeitsgefühl der Kinder gefördert.
Manchmal beklagen sie sich sogar schon bei ihrem Direktor über die vielen Auswärtigen im Tal. Sie haben Angst, dass sie irgendwann wegziehen müssen, weil die Wohnungen hier zu teuer sind – und dass sich die Bräuche verändern. Manche Vorurteile kann Ambrosi nachvollziehen, doch anderen gebietet er Einhalt, wie er gegenüber der Süddeutschen erklärt:
Je stärker meine Wurzeln sind, desto weniger Angst muss ich vor dem Fremden haben.
Diese Botschaft versucht er seinen Schützlingen zu vermitteln. Kürzlich stellte er ihnen die Aufgabe, aufzuschreiben, was sie selbst unter dem Wort ‚Heimat’ verstehen. Herausgekommen sind berührende Gedichte, bei denen es weniger um einen Ort, sondern vielmehr um ein Gefühl geht. Geborgenheit, Gemütlichkeit – darum geht es. Heimat ist, „mia sitzn am Tisch dahoam“, schreibt Andreas. Die Eltern, der Bruder und die Freunde.